Heidrun Kunert

Projekt "Kunst und Arbeit"

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1. Zur Aktualität des Themas

In Anbetracht der aktuellen Bankenkrise, Wirtschaftskrise und bald auch Beschäftigungskrise - sind auch ältere philosophische und literarische Texte wieder aktuell geworden, von Hannah Ahrendt 1958, Walter Petri 1997 oder Renee Zucker 2007 um nur einige zu nennen.

1958 konstatierte die Philosophin Hannah Ahrendt, dass Arbeit für unsere Arbeitsgesellschaft die sinnstiftende Tätigkeit überhaupt ist. Sie sah für die Folgen der Automatisierung weit reichende Konsequenzen voraus, da der Zugang zu anderen sinnstiftenden Tätigkeiten verloren gegangen ist. Kunst allein kann den Mangel an Sinnstiftung sicher nicht beheben, ja, sie gerät selbst in den Strudel gesellschaftlicher Veränderungen und sieht sich mit prekären Perspektiven konfrontiert. Im Mai 2007 brachte das Brandenburger Landart-Projekt "Joachimsthaler Kartoffellege" (eine Darstellung von Bauernarbeit mit Holzrechen) den Zusammenhang von Kunst und Arbeit auf den Punkt: Wo der Acker verdorrt, erlebt die Arbeit des Bauern ihre Auferstehung als Theater. (Tagesspiegel, 1. Mai 2007). Die Diskussion über Arbeit und Kunst hat uns zu einem multimedialen Kunstprojekt angeregt, das von 2007 bis 2010 verschiedenste Aspekte zum Thema "Kunst und Arbeit" untersuchen soll.

In der ersten Ausstellung 2007 haben wir uns befasst mit:
- Arbeitsorten - Arbeitsmilieus, Arbeiten in öffentlichem Raum und Landschaft;
- Arbeitsprozessen - mit Formwandel und Formgenese des Materials, den Grundstoffen, dem Formwandel, der sozialen Organisation von Arbeit; mit Arbeitsprodukten, insbesondere mit der Weiterverwertung von Produkten, die als "Objet trouvée" oder wiederum als Grundmaterial von Kunstprozessen eingesetzt werden. (Dauer der Ausstellung: 6. - 27. 10. 2007)

Als grundsätzliche thematische Einführung mag der Vortrag "Kunst und Arbeit" bei der Konstituierung der Projektgruppe am 8. September 2007 gelten.

2. Perspektiven

Perspektiven lassen sich nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch erarbeiten. Dazu soll in der zweiten Ausstellung im Mai 2009 die Kunstaktion "Rettet die Sinnlichkeit in der Arbeit" dienen. Hier sollen künstlerische Antworten auf belastende Situationen der Computerarbeit gefunden werden. Ob diese Vorschläge zur Entwicklung von Wellness-Angeboten oder in Richtung anderes Zeitmanagement von Arbeit oder in Richtung Multidimensionalität gehen wird, ist noch offen. Alle Antworten sollen die Sinne ansprechen.